Erste Zwischenbilanz zur täglichen Bewegungseinheit
Tägliche Bewegungseinheit an Schulen und Kindergärten
Seit Jahren wird angesichts der steigenden Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher die bundesweite Einführung einer täglichen Bewegungseinheit gefordert und diskutiert. Jetzt kommt sie auf Initiative von Martina Büscher in den Bregenzerwald. Ein in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe entwickeltes 3-Säulen- Modell wird mit finanzieller Unterstützung des Bundes in den Pilotregionen umgesetzt. In Vorarlberg sind das die Regionen Bregenzerwald und Walgau. Nach der Evaluierung soll das Modell österreichweit ausgerollt werden.
Warum mehr Bewegung?
Bewegung ist ein Grundbedürfnis unserer Kinder und dient in erster Linie der Erfahrungsgewinnung und einer gesunden, ganzheitlichen Entwicklung. Die Erfahrungen, die Kinder beim Bewegen und Spielen machen können, gehen weit über den körperlich motorischen Bereich hinaus. Die vielfältigen positiven Auswirkungen von Bewegung auf die körperliche, motorische, psychosoziale und geistige Entwicklung unserer Kinder sind vielfach wissenschaftlich belegt. Die österreichischen Bewegungsempfehlungen fordern für Kinder und Jugendliche ein Minimum von 60 Minuten körperlicher Aktivität täglich. Die bestehende Datenlage zeigt jedoch, dass ein Großteil der Kinder in Österreich das empfohlene Bewegungsausmaß (noch) nicht erfüllt und die Teilnahme an Sport und Bewegung sozial ungleich verteilt ist.
Das Problem der körperlichen Inaktivität kann keine einzelne Organisation oder Institution
allein lösen. Dafür braucht es eine starke Zusammenarbeit aller für die Gesundheit unserer Kinder verantwortlichen AkteurInnen. Denn nur gemeinsam lässt sich ein ausreichendes Bewegungsangebot für Kinder und Jugendliche schaffen. Das Modell setzt genau am Kern der Problematik (zurückgehende körperliche Aktivität und abnehmende motorische Fähigkeiten) an und wird dem Bedürfnis der Kinder nach mehr Bewegung gerecht.
Schon bisher gibt es an vielen Bildungseinrichtungen lobenswerte Aktionen zur Bewegungsförderung und Motivation für eine gesunde Lebensweise. Auch der Bund setzt mit dem Bewegungsprogramm „Kinder gesund bewegen“ seit 2009 Impulse für Bewegungsangebote an Schulen und elementarpädagogischen Einrichtungen mit externen Bewegungscoaches oder von Sportvereinen.
„Tatsache ist aber, dass ein österreichweites Gesamtkonzept fehlt. Die vereinbarte Lösung ist ein wichtiger Baustein in der Bewegungsentwicklung“, freut sich Landesrätin Rüscher.
Für Sportlandesrätin Martina Rüscher ist ein großes Ziel der täglichen Bewegungseinheit, die natürliche Bewegungsfreude der Kinder zu wecken, zu erhalten und zu unterstützen:
„Bewegung ist ein Grundbedürfnis unserer Kinder und wirkt sich vielfältig positiv auf die Gesundheit und Entwicklung der Heranwachsenden aus. Verbesserte motorische Fähigkeiten, ein gestärktes Selbstbewusstsein, erhöhte Konzentrationsfähigkeit, Freude an lebenslangem Sporttreiben, Teamfähigkeit, etc. werden durch tägliche Bewegung erzielt. Gesunde Kinder und Jugendliche haben für uns oberste Priorität. Meinen Dank gilt daher vor allem den Bewegungscoaches. Es freut mich sehr, wenn ausgebildete TrainerInnen in den Schulen und Kindergärten aktiv sind. Einen weiteren Dank gebührt auch den drei Dachverbänden – ASKÖ, ASVÖ und der SPORTUNION – für die Organisation der Bewegungseinheiten aus Säule 2 im „3-Säulen-Modell“.“
Den Kindern und Jugendlichen an den Schulen und Kindergärten der Pilotregionen soll ein Bewegungsangebot gemäß den Empfehlungen des „Fonds Gesundes Österreich“ ermöglicht werden. Das sind täglich drei Stunden für Kinder im Kindergartenalter bzw. täglich 60 Minuten im Pflichtschulalter. Zu diesem Zweck wurde das „3-Säulen-Modell“ entwickelt.
„Die drei Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION freuen sich über den Start der täglichen Bewegungseinheit in Vorarlberg“, so Sebastian Gmeiner, Geschäftsführer der SPORTUNION Vorarlberg.
„Nach einer langen Planungs- und Vorbereitungsphase starten 18 neue Bewegungscoaches in ihre Arbeit an den Kindergärten, Volksschulen und Mittelschulen in den Pilotregionen Bregenzerwald und Walgau. Durch das Erfolgsprojekt „Kinder Gesund Bewegen“ der Dachverbände, welches seit zwölf Jahren die Kindergärten und Volksschulen bewegt, kommt nun der ersehnte weitere Schritt zur täglichen Bewegungseinheit in einer zweijährigen Pilotphase. Ein Dankeschön gilt auch dem Land Vorarlberg, welches früh die Finanzierung einer
zweiten Pilotregion zugestimmt hat und dadurch den Dachverbänden eine gewisse Planungssicherheit ermöglicht hat“, so Gmeiner.
„3-Säulen-Modell“
1) Kulturwandel zu Bewegung und gesunder Ernährung
In den Pilotregionen werden unter Einbindung der relevanten Stakeholder Ziele, Kennzahlen und Maßnahmen beschrieben und umgesetzt, um eine Änderung der Bewegungskultur einzuleiten.
2) Quantitative Ausweitung zusätzlicher Bewegungsangebote
In jeder Klasse bzw. Gruppe werden zusätzlich zu den Unterrichtseinheiten Bewegung und Sport weitere, primär von sportspezifisch und pädagogisch ausgebildeten (schul-)externen „Bewegungscoaches“ geleitete Bewegungseinheiten angeboten, sodass insgesamt wöchentlich mindestens vier Bewegungseinheiten am Stundenplan stehen bzw. drei in den Tagesablauf integrierte Stunden in den elementarpädagogischen Einrichtungen. Dies soll auch die Vernetzung in den regionalen Sportvereinen stärken.
3) Ergänzende, auf den individuellen Bedarf der SchülerInnen abgestimmte Angebote
Zusätzliche Bewegungseinheiten können von Eltern, Kindern und SchülerInnen auf freiwilliger Basis und in Verbindung mit Informationen über den individuellen Nutzen in Anspruch genommen werden.
Die Umsetzung des Modells startet im Schul-bzw. Betreuungsjahr 2022/23 und dauert zwei Jahre inklusive laufender Evaluierung.